28. Februar 2025, 18:00 — 22:00,
Sind wir wieder Oscar? „Des Teufels Bad“
Filmvorführung und Diskussion über Depression und Suizid
Freitag, 28. Februar (18.00) im Waldviertler Kino Zwettl, Gartenstraße 9, 3910 Zwettl
www.waldviertler-kinos.at
Wieder ist ein österreichischer Film für den bekanntesten Preis der Filmindustrie, den Oscar, nominiert. Und wieder ist es „schwere Kost“. „Des Teufels Bad“ ist ein tief unter die Haut gehendes Psychogramm einer Hoffenden, Suchenden, Fliehenden, das auf historischen Protokollen basiert und ein bislang kaum beachtetes Kapitel religiöser Frauengeschichte beleuchtet: den mittelbaren Suizid.
Und rund achtundvierzig Stunden nach unserer Veranstaltung im Zwettl Kino werden wir dann wissen, ob dieses Stück österreichischer Filmkunst tatsächlich den Academy Award 2025, den sogenannten „Oscar“, in der Kategorie Bester internationaler Film im Dolby Theatre in Los Angeles erhält.
„Des Teufels Bad“ ist ein österreichisch-deutscher Spielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala aus dem Jahr 2024 mit Anja Plaschg, Maria Hofstätter und David Scheid in den Hauptrollen. In einer Nebenrolle spielt der Prämonstratenser Chorherr Benedikt Felsinger aus dem Stift Geras mit, der den meisten Menschen in Österreich als Kräuterpfarrer aus Karlstein an der Thaya bekannt ist. Er mimt überzeugend den Beichtvater der Hauptdarstellerin, der Jungbäuerin Agnes.
In Österreich heiratet Mitte des 18. Jahrhunderts die junge Agnes den Bauern Wolf, verlässt ihr Heimatdorf und zieht zu ihrem Mann auf den abgelegenen Lizlfellner Hof, den Wolf mit seiner Mutter Gänglin bewirtschaftet. Allerdings fällt es ihr schwer, sich in der neuen Umgebung einzuleben, und auch in der Ehe fühlt sie sich unter Druck, nachdem sie nicht wie gewünscht schwanger wird. Immer mehr zieht sich die tief religiöse und hochsensible Frau in sich selbst zurück, weg von der bäuerlichen Welt der Arbeit und des Alltags. Sie verliert zunehmend die Kontrolle über ihr Leben und sucht einen Ausweg. Ein erschütternder Gewaltakt scheint ihr schließlich der einzige Ausweg aus dem inneren Gefängnis. Sie gesteht, ein kleines Kind ermordet zu haben. Die depressive Agnes möchte dafür hingerichtet werden, weil Suizid unweigerlich zur Verdammnis führen würde.
Die Religionswissenschaftlerin Kathrin Trattner besprach den religionshistorischen Hintergrund des Films: „Der Film befasst sich auf eindrückliche Art und Weise mit einem wenig bekannten historischen Phänomen. An der Schwelle zur Aufklärung, insbesondere ab 1650, häufen sich im deutschsprachigen Raum Fälle von dem, was Juristen des 18. Jahrhunderts als „mittelbaren Selbstmord“ bezeichneten: Morde, die begangen werden, um die eigene Hinrichtung herbeizuführen und damit der ewigen Verdammnis eines direkten Selbstmordes zu entgehen. Besonders viele dieser über 400 dokumentierten Fälle betrafen Frauen, die Opfer waren oftmals Kinder.“
Mit Kräuterpfarrer HH Benedikt Felsinger und der Psychoanalytikerin, Juristin und Theologin Rotraud A. Perner sowie anderen Experten sprechen wir nach einer Vorführung über die Themen des Films und ihre Bezüge zu unserer heutigen Gesellschaft im Waldviertel, in Österreich und in unserer westlichen Welt.
Kartenverkauf online oder an der Abendkassa. Keine Voranmeldung möglich.